EMT Tonabnehmer
Die Geschichte der EMT-Tonabnehmer ist fast so alt, wie die der EMT-Plattenspieler. Und sie dauert noch an. Durch die Konzeption für den Rundfunk- und Studiobetrieb waren sie für den Heimsektor früher eher ein Geheimtip und wurden aus dem Gehäuse ausgebaut und "nackt" betrieben. Erst im Laufe der Zeit hat sich EMT entschieden, das System in einem SME-kompatiblen Gehäuse anzubieten (XSD15) und später mit dem HSD6 ein echtes 1/2"-System auf den Markt gebracht.
Nachdem EMT nach der Ära Barco als "EMT-Studiotechnik" wieder selbständig war, wurde mit den Systemen JSD5 und JSD6 das Angebot für den privaten Anwender um zwei hochwertige Systeme erweitert. Diese Systeme sind auch in einer "Gold-Version" erhältlich.
In der Zwischenzeit umfasst das Angebot für moderne Schallplatten auch Sonderausführungen von TSD15 und XSD15, die in Gewicht und Pegel kompatibel sind mit den SPU-Systemen.
Für ältere Schallplatten sind standardmäßig EMT-Systeme mit 25µ und 65µ Verrundungsradius verfügbar. Sowohl in der reinen "Mono"-Variante der OF-Systeme, die es in Ausführungen mit Saphir und Diamant gibt, als auch in der T-Variante, die mit Pegel, Gewicht und Auflagedruck mit TSD15 kompatibel sind.
Hier finden Sie die technischen Daten oder Hinweise zur Verwendung.
Ein wenig Geschichte:
Zu Beginn der EMT-Plattenspieler wurden Tonabnehmer von Ortofon zugekauft und später durch Eigenentwicklungen ersetzt. Zuerst die O-Serie. Die OFS- und OFD-Systeme arbeiten mit einem hohen Auflagedruck und sind reine Mono-Systeme (es wird nur die Horizontalbewegung ausgewertet).
Aus der Bezeichnung geht die Nadel hervor. S = Saphir und D = Diamant. Die Zahl gibt den Verrundungsradius an (OFD25 = mit Diamant von 25µ Verrundungsradius bestückt). Serienmäßig sind heute lieferbar: OFS und OFD mit 25µ und 65µ. Andere Radien (80, 90, 100 und 120µ) auf Anfrage.
Mit der Einführung der Stereophonie wurde der Stereo-Studiotonabnehmer TSD15 entwickelt: Ein Moving-Coil-System, dessen Wandler in einem permanentmagnetischen Feld schwingt. Im wesentlichen besteht der Tonabnehmer aus einem Montageteil, dem Magneten, den Polschuhen, dem Polzylinder und dem Wandler mit den Wicklungen und der Dämpfung.
Sowohl die OF-Systeme als auch die T-Systeme werden einfach nur auf den Tonarm aufgesteckt und mit dem Bajonettring verriegelt. Der Anschluss mit dem unten angeordneten Verrieglungszapfen und den Kontakten, die in einem auf der Spitze stehenden Quadrat angeordnet sind, ist speziell für die EMT-Tonarme ausgelegt. Zur Verwendung an Tonarmen mit SME-Anschluss wird die T-Serie unter der Bezeichnung XSD15, ... gefertigt.
Bei Verwendung mit den EMT-Armen EMT 929 und EMT 997 (wenn diese auf EMT-Laufwerken oder entsprechend modifizierten anderen Laufwerken montiert sind) ist keine Überhangjustage möglich und erforderlich. Das Gewicht der Systeme wird so genau abgeglichen, dass ein Tonabnehmer vom Tonarm abgesteckt und ein anderer aufgesteckt werden kann, ohne dass eine Einstellung geändert werden müsste. Diese Gegebenheit war natürlich für den professionellen Bereich gedacht, in dem der schnelle Wechsel von Tonabnehmern mit unterschiedlichen Verrundungsradien möglich sein musste, wird aber selbstverständlich auch heute noch beibehalten.
Auch bei der T-Serie steht die Zahl bei den meisten Systeme für den Verrundungsradius: TSD15 mit sphärischem Diamant, TMD25 und TND65 (andere Verrundungsradien (80µ, 90µ, 120µ) auf Anfrage). Andere Diamanten (SuperFineLine, GygerS und van den Hul) haben kleinere Verrundungsradien, werden aber trotzdem unter der Bezeichnung TSD15 geführt.
Neues Gehäuse
Seit 1970 wird der TSD15 nicht mehr im ursprünglichen Bakelit-Gehäuse ausgeliefert,
sondern in einem Leichtmetall-Druckgussgehäuse. In der Zwischenzeit wurden auch
die OF-Systeme mit diesem Gehäuse ausgerüstet. Die alten Gehäuse erfreuen
sich aber bei Sammlern noch großer
Beliebtheit.
Mit dem neuen Gehäuse wurde die T-Serie noch anwenderfreundlicher. Das Montageteil ist zur Nadel hin als großflächiger weißer Reflektor ausgebildet. Wird dieser mit Licht angestrahlt, reflektiert er das Licht auf die Plattenoberfläche und erlaubt mit der im Gehäuse angebrachten Lupe ein rillengenaues Aufsetzen. Dazu kann der Tonabnehmer am seitlich angebrachten Bügel geführt werden.
Diamantformen
Mit steigenden Qualitäten sowohl bei den Abspielgeräten als auch bei den Schallplatten selbst, wuchs die Forderung nach kleineren Verrundungsradien. Hier wurde und wird oft der Vergleich mit der Form des Schneidediamanten angeführt.
Viele hätten ihre Abtastnadel am liebsten in der Form des Schneidestichels und übersehen dabei, dass beim Schneiden und beim Abtasten unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen sind. Die Form des Schneidestichels leitet sich aus der Werkzeugtechnik her. Dabei spielt auch der zu bearbeitende Stoff eine Rolle. Die Schneidstichelformen für Lackfolien und Metallfolien unterscheiden sich unter anderem durch die Anstell- und Keilwinkel. In jedem Fall sollen die Schneidkräfte möglichst klein sein.
Beim Abtastdiamanten dagegen sind zum Beispiel die Forderungen nach geringen Amplitudenverlusten beim Abtasten hoher Frequenzen und vor allem möglichst geringer Rillenabnutzung zu erfüllen.
Ein Abtaster wird in der Regel in beiden Rillenflanken aufliegen und je nach Formgebung und Auflagedruck die Rillenwand elastisch verformen. Für die in der Studiotechnik aus Gründen der Betriebssicherheit geforderte Auflagekraft von 25mN ergibt sich ein kleinster Verrundungsradius von 15µm. Sowohl Verrundungs- als auch Abtastradius liegen damit schon in der Größenordung der Wellenlängen (ca. 14µm), die sich aus einer Frequenz von 15kHz im Innenradius einer Schallplatte ergibt. Lösungsansätze zur Verbesserung waren unter anderem der elliptische Schliff. In Richtung Rillenquerschnitt hat er ungefähr die gleichen Abmessungen wie ein normaler konischer Diamant und wird von den Rillenflanken getragen. Durch die Reduzierung des Radius in Laufrichtung ergibt sich an den Flanken ein Abtastradius in der gewünschten Größenordnung. Allerdings wird damit der zu große Flächendruck noch nicht geändert. Dazu muss auch hier wieder die Auflagekraft verringert werden.
Aus Gründen, die aus der professionellen Verwendung des TSD15 herrühren (Betriebssicherheit mit hoher Auflagekraft; Kompatibilität mit Platten, die mit vertikaler Vorverzerrung geschnitten wurden), dauerte die Einführung eines anderen Schliffs bei EMT etwas länger. Die schließlich gefundene Lösung kann die Hauptforderungen nach verzerrungsarmer Abtastung von mit großer Amplitude geschnittenen hohen Frequenzen in den Innenrillen, geringem Verschleiß durch geringen Flächendruck und kleinen Klirrfaktorwerten auch bei Platten mit Vorverzerrung erfüllen.
Die einzige Änderung bei der Einführung des neuen Diamanten 1985 am Erscheinungsbild war das leicht goldfarbene Typenschild, das auf den "Super-Fineline-Diamanten" hinweist. Auf Wunsch kann aber auch heute noch jederzeit ein sphärischer Diamant eingebaut werden.
Herstellung
Die für die Herstellung verwendeten Einzelteile werden überwiegend selbst
gefertigt oder für die speziellen Bedürfnisse nachbearbeitet.
Wegen der geringen Abmessungen der Teile werden die meisten Arbeitsgänge unter dem Mikroskop ausgeführt. Es gibt keinen maschinellen Arbeitsgang und die Wicklung des Wandlers wird Windung für Windung von Hand auf das nur 2x2mm kleine Ankerplättchen aufgebracht. Präzision ist hier selbstverständlich. Bereits 1° Abweichung der Stereo-Wicklungen von der Rechtwinkligkeit würde die Übersprechdämpfung um ca. 5 dB verschlechtern.
Technische Daten
Historisch bedingt wird der eng tolerierte Frequenzgang (+/-2dB) nur bis 12,5kHz angegeben. Der reale Frequenzgang, der bis weit über die Hörgrenze geht, liegt jedem Tonabnehmer als Frequenzschrieb bei. Dieser dokumentiert auch die Übersprechdämpfung, die in der Regel über den garantierten 25 dB liegt.
Die Ausgangsspannung des Systems ist von der Spitzenschnelle abhängig, mit der eine Schallplatte geschnitten wurde und wird deshalb nicht beziffert. Sie kann aber mit dem angegebenen Übertragungsfaktor von 0,21mV*s cm-1 leicht ermittelt werden und wird landläufig mit ca. 1mV angegeben.
Bleibt noch die Angabe des Wertes für die Frequenzintermodulation (FIM), der unter 0,5% liegt. Die Impedanz des Systems liegt bei 2 x 24Ohm. Der Abschlusswert sollte größer als 200Ohm sein.
Bei der Fertigung wird peinlich genau auf die Einhaltung der garantierten Daten geachtet.
Alle EMT-Tonabnehmer können über mich bezogen werden